Aufruf zur Freilassung von Aleksej Navalʼnyj

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Berlin, 23.4.2021

Sehr geehrter Herr Präsident,

der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte Russland am 16.2.2021 aufgefordert, Alexej Nawalnyj aus der Haft zu entlassen. Dieser Aufforderung sind Russlands Behörden bislang nicht nachgekommen. Am 19.4.2021 ist Herr Nawalnyj aus der Strafkolonie Nr. 2 in Pokrow in die Krankenstation der Strafkolonie Nr. 3 in Wladimir verlegt worden.

Herr Nawalnyj war am 31. März in einen Hungerstreik getreten, nachdem die Gefängnisbehörden ihm das Recht verweigert hatten, sich von einem Arzt seiner Wahl untersuchen zu lassen. Während die Behörden den Gesundheitszustand von Alexej Nawalnyj als „zufriedenstellend“ bezeichnen, befürchten Ärzte, denen Nawalnyj vertraut, dass es jederzeit zu einem Nierenversagen oder Herzstillstand kommen kann.

Herr Präsident, wir appellieren an Sie und die verantwortlichen Behörden der Russländischen Föderation, Herrn Nawalnyj aus der Haft zu entlassen. Solange er in Haft ist, sollte Herr Nawalnyj von unabhängigen Ärzten seiner Wahl behandelt werden dürfen.

Wir haben unser berufliches Schaffen in Wissenschaft und Forschung, Medien und Kultur Russland gewidmet, um durch Aufklärung und Kooperation die Beziehungen zwischen unseren Gesellschaften zu verbessern. Wir sind in tiefer Sorge um Alexej Nawalnyj und befürchten, dass sein Schicksal die Entfremdung zwischen unseren Gesellschaften vertiefen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner des Briefes an den Herrn Präsidenten der Russländischen Föderation:

Prof. Dr. Martin Aust (Osteuropahistoriker, Universität Bonn; Vorsitzender des Verbands der Osteuropahistoriker)

Robert Baag (Journalist, langjähriger Moskau-Korrespondent des DLF, Köln)

Dr. Jan Behrends (Historiker, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam)

Prof. em. Dr. Dietrich Beyrau (Osteuropahistoriker, Universität Tübingen)

Dr. Falk Bomsdorf (Leiter des Büros Moskau der Friedrich-Naumann-Stiftung 1993-2009, München)

Irina Bondas (Übersetzerin, Berlin)

Prof. Dr. Thomas Bremer (Theologe, Universität Münster)

Prof. em. Dr. Wolfgang Eichwede (Gründungsdirektor der Forschungsstelle Osteuropa, Bremen)

Prof. Dr. Beate Fieseler (Professorin für Geschichte und Kulturen Osteuropas, Düsseldorf)

Dr. Sabine Fischer, (Politikwissenschaftlerin, Senior Fellow an der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin)

Dr. Juliane Fürst (Historikerin, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam)

PD Dr. Caroline von Gall (Rechtswissenschaftlerin, Universität Köln)

Prof. Dr. Klaus Gestwa (Historiker, Direktor des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde, Universität Tübingen)

Prof. em. Dr. Hans Günther (Slavist, Universität Bielefeld)

Dr. Michael Hagemeister (Historiker und Slavist, Universität Bochum)

Dr. Vladimir Handl (Politikwissenschaftler an der Karls- Universität, Prag)

Dr. Anne Hartmann (Slavistin, Universität Bochum)

Prof. em. Dr. Heiko Haumann (Osteuropahistoriker an der Universität Basel)

apl. Prof. Dr. Andreas Heinemann-Grüder (Politikwissenschaftler an der Universität Bonn)

Prof. em. Dr. Egbert Jahn (Politikwissenschaftler an der Universität Mannheim)

Prof. em. Dr. Andreas Kappeler (Osteuropahistoriker an der Universität Wien)

Dr. Gerd Koenen (Historiker, Publizist, Frankfurt/Main)

Christiane Körner (Übersetzerin, Frankfurt/Main)

Stefan Kube (Chefredakteur „Religion & Gesellschaft in Ost und West“, Zürich)

Dr. Prof. Dr. Jan Kusber (Historiker an der Universität Mainz, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, Berlin)

Gabriele Leupold (Übersetzerin, Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung; Berlin)

Prof. Dr. Alexander Libman (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, FU Berlin)

Prof. em. Dr. Otto Luchterhandt (Rechtswissenschaftler an der Universität Hamburg)

Prof. Dr. Birgit Menzel (Slavistin, Universität Mainz, Germersheim)

Prof. em. Margarete Mommsen (Politikwissenschaftlerin Universität München)

Dr. Evelyn Moser (Soziologin, Universität Bonn)

Prof. Dr. Dietmar Neutatz (Professor für Neuere und Osteuropäische Geschichte, Universität Freiburg)

Prof. Dr. Stefan Plaggenborg (Osteuropahistoriker, Universität Bochum)

Ruprecht Polenz (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, Berlin; Münster)

Prof. Dr. Joachim v. Puttkamer (Osteuropahistoriker an der Universität Jena)

Manfred Quiring (Autor, langjähriger Russlandkorrespondent)

Katharina Raabe (Lektorin für osteuropäische Literaturen und Kultur, Suhrkamp Verlag, Berlin)

Olga Radetzkaja (Übersetzerin, Berlin)

Prof. Dr. Michael Rochlitz (Professor für Institutionenökonomik, Universität Bremen)

Dr. Yuliya von Saal (Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin)

Dr. Manfred Sapper (Redakteur, Osteuropa, Berlin)

Prof. Dr. Gwendolyn Sasse (Politikwissenschaftlerin, Direktorin des Zentrums für Osteuropa und internationale Studien, Berlin)

Prof. Dr. Susanne Schattenberg (Osteuropa-Historikerin, Direktorin der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen)

Prof. Dr. Frithjof Benjamin Schenk (Professor für Osteuropäische Geschichte, Universität Basel)

Prof. Dr. Ulrich Schmid (Professor für Kultur und Gesellschaft Russlands, Universität St. Gallen)

Bärbel Schmidt-Šakić (Redakteurin, ZDF-Kultur Mainz)

Prof. em. Dr. Karl Schlögel (Osteuropahistoriker, Viadrina-Universität Frankfurt/Oder, Berlin)

Hans-Henning Schröder (Historiker, Bremen)

Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (Osteuropahistoriker, Ludwig-Maximilians-Universität München)

Prof. Dr. Petra Stykow (Politikwissenschaftlerin, Ludwig-Maximilians-Universität München, Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft)

Dr. Andreas Umland (Politikwissenschaftler; Research Fellow, Swedish Institute of International Affairs, Stockholm)

Dr. Volker Weichsel (Redakteur, Osteuropa, Berlin)

Dr. Susann Worschech (Sozialwissenschaftlerin, Viadrina Institut für Europa-Studien, Frankfurt/Oder)

Eine vollständige Fassung auf Deutsch sowie eine russische Fassung des Briefes finden Sie hier: