Titelbild Osteuropa 5/2020

Aus Osteuropa 5/2020

Konflikt in den Köpfen
Kritik der Versicherheitlichung der Arktis

Andrej Zagorskij


Abstract in English

Abstract

Seit Jahren warnen Beobachter vor klimabedingten Kriegen um Souveränitätsrechte und Ressourcen in der Arktis. Diese Befürchtung ist überzogen. Weder gibt es aktuelle Territorialkonflikte noch einen Kampf um Ressourcen. Auch machen die geophysischen und klimatischen Bedingungen die Austragung eines Kriegs in der Arktis unwahrscheinlich. Allerdings könnte die weltpolitische Konkurrenz zwischen den USA, China und Russland auch die Arktis erfassen. Die Entfremdung zwischen Russland und dem Westen verhindert es, eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur aller Arktisstaaten aufzubauen. Die USA und Russland beziehen die Schnittstelle von westlichem Nordpolarmeer und Nordatlantik zunehmend in ihre Abschreckungsplanung ein. Und sollte Russland die Durchfahrt durch seine Küstengewässer im Bereich des Nördlichen Seewegs unterbinden und die USA diese durchsetzen wollen, könnten im Nordpolarmeer Verhältnisse wie im Südchinesischen Meer entstehen.

Andrej Zagorskij (1959), Dr., Politikwissenschaftler, Leiter der Abteilung Abrüstung und Konfliktregelung am Primakov-Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen (IMĖMO) der Russländischen Akademie der Wissenschaften, Moskau

(Osteuropa 5/2020, S. 81–98)