Titelbild Osteuropa 6-8/2019

Aus Osteuropa 6-8/2019

Die Ungarn in Rumänien
Demographie, rumänische Minderheitenpolitik und Budapester Nationspolitik

Tamás Kiss


Abstract in English

Abstract

Die Zahl der in Rumänien lebenden Ungarn ist in den vergangenen 20 Jahren stark zurückgegangen. Die beiden zentralen Ursachen sind Abwanderung und niedrige Geburtenraten. Zudem ist ein immer größerer Teil dieser Gruppe, die einst das urbane Bürgertum Siebenbürgens prägte, gesellschaftlich marginalisiert. Dies hat auch mit der rumänischen Minderheitenpolitik zu tun. Diese beschränkt zwar die gesellschaftliche und politische Selbstorganisation der Ungarn nicht, verleiht dieser Gruppe jedoch keine gesetzlich verankerten Mitspracherechte. Die ungarischen Politiker haben sich daher in das herrschende klientelistische Patronagesystem eingefügt, um Ressourcen in die von Ungarn besiedelten Gebiete zu lenken. Dieses Modell steht allerdings seit mehreren Jahren unter Druck. Die Regierung von Viktor Orbán in Budapest hat nicht nur vielen Ungarn in Rumänien die ungarische Staatsbürgerschaft verliehen. Es ist ihr auch gelungen, die siebenbürgischen ungarischen Politiker in ihr eigenes Klientelnetzwerk einzubinden.

(Osteuropa 6-8/2019, S. 157–168)