Titelbild Osteuropa 1-2/2017

Aus Osteuropa 1-2/2017

Vom Scheitern eines Experten
Georg Leibbrandt im Nationalsozialismus

Martin Munke


Abstract in English

Abstract

Georg Leibbrandt gehörte zu jenen Experten, die ihren Status maßgeblicher ihrer Herkunft verdankten. Als Volksdeutscher in der Ukraine geboren, verschrieb er sich früh völkischem Denken und dem Kampf gegen die Bolschewiki. Nach 1933 machte er im NS-Regime Karriere. Er sah seine Aufgabe darin, die Völker der Sowjetunion von der bolschewistischen Herrschaft zu befreien. Seine Konzepte zielten auf die Auflösung der Union, während des Krieges und der Besatzung empfahl er, auf die nationalukrainische Karte zu setzen. Damit scheiterte er. Er gehört zu jener nationalsozialistischen Funktionselite, die später der Illusion erlag, selbst Opfer gewesen zu sein. Dass wissenschaftliche Erkenntnisse der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik dienten, versinnbildlicht die tragische Verbindung, die Wissenschaft und Politik im 20. Jahrhundert eingingen.

(Osteuropa 1-2/2017, S. 107–119)