Titelbild Osteuropa 5/2012

Aus Osteuropa 5/2012

Sodom und Gomorra in Kujbyšev
Metamorphosen einer orthodoxen Legende

Ulrike Huhn


Abstract in English

Abstract

Nach Stalins Tod war die Kirchenpolitik umstritten. Es gab widersprüchliche ZK-Beschlüsse und Repressalien gegen die Kirche. Diese Phase der Unsicherheit für Gläubige war ein fruchtbarer Boden für Wunderlegenden. Eine entstand 1956 in Kujbyšev. Die Geschichte von „Zojas Stehen“, in der ein junges Mädchen mit Versteinerung für die Entweihung einer Ikone bestraft wird, ist bis heute bekannt und entwickelt sich weiter. Über die Jahre erfüllte sie verschiedene Funktionen: Sie lenkte die Aufmerksamkeit von einem Missbrauchsskandal in der Diözese Kujbyšev ab und bestärkte die Gläubigen. Sie diente aber auch als Identifikationsangebot für Menschen, die sich nach dem Ende der Sowjetunion der Kirche zuwandten.

(Osteuropa 5/2012, S. 93–143)