Titelbild Osteuropa 3/2012

Aus Osteuropa 3/2012

Karakalpakstan und der „Kilometer 80“
Nationalitäten und Erinnerung im autoritären Usbekistan

Askar Djumashev, Thomas Loy


Abstract in English

Abstract

1991 legte Usbekistans Präsident Islom Karimov am Rande der Kyzylkum-Wüste den Grundstein für eine „künftige Hauptstadt Karakalpakstans“. Bis heute steht davon nicht mehr als der Rohbau des geplanten Sitzes des Obersten Sowjet der autonomen Republik. Was auf den ersten Blick absurd wirkt, hat in Wirklichkeit symbolischen Charakter: „Kilometer 80“ südlich der tatsächlichen karakalpakischen Hauptstadt Nukus markiert die Grenze zwischen dem karakalpakisch-kasachisch besiedelten und dem usbekisch dominierten Teil Karakalpakstans. Karimovs Geste enthielt damit eine versteckte, doch klare Absage an die Befürworter einer karakalpakischen Unabhängigkeit. An „Kilometer 80“ manifestieren sich die Folgen der sowjetischen Nationalitätenpolitik wie auch der restriktive Umgang des heutigen autoritären Regimes mit diesem Erbe.

(Osteuropa 3/2012, S. 151–158)