Titelbild Osteuropa 12/2004

Aus Osteuropa 12/2004

Terror als Methode
Der Hungergenozid in der Ukraine 1933

Stanislav Kul’cyc’kyj

Abstract

Die Hungersnot auf dem ukrainischen Land 1933 war keine Naturkatastrophe. Verursacht wurde sie durch die überhöhten Getreiderequirierungen der Sowjetmacht. Zudem wurden in den Dörfern der Ukraine und im überwiegend von Ukrainern besiedelten Kuban’-Gebiet seit Herbst 1932 sämtliche Lebensmittel konfisziert und die Bevölkerung damit bewußt dem Hungertod ausgeliefert. Die Stalin-Führung sah im Hunger ein Instrument, um die Bauern in die Kolchosen zu zwingen, ihre vom Privateigentum geprägte Mentalität und ihren Widerstand gegen die Kollektivierung zu brechen und die Ukrainer politisch zu unterwerfen. Der Hungerterror hatte somit eine soziale und eine nationale Stoßrichtung. Er ist als Genozid zu werten.

(Osteuropa 12/2004, S. 57–71)