Titelbild Osteuropa 7/2003

Aus Osteuropa 7/2003

Irredentismus als historischer Selbstentwurf
Wissenschaftsdiskurs und Staatssymbolik in der Republik Makedonien

Christian Voss

Abstract

Seit 1991 wird die sozialistisch-jugoslawische „Brüderlichkeit und Einigkeits“-Ideologie in Makedonien schrittweise durch ein auf die Antike und osmanische Territorialgrenzen fixiertes großmakedonisches Raumkonzept und ein potentiell irredentistisches Selbstverständnis abgelöst. Der Regierungswechsel von 1998 und die Eskalation des Konfliktes mit den makedonischen Albanern in den Jahren 2000﷓2001 trieben diese Tendenz voran. Die 1992 als Staatswappen aus der Diaspora in den USA importierte „makedonische Sonne“ steht dabei als Symbol für die zentrale Rolle Ägäis-Makedoniens bei der postjugoslawischen ethnonationalen Neubestimmung Makedoniens. Subtext der griechisch-makedonischen Kontroverse um den Alexander-Mythos ist die Repatriierungsfrage der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Griechenland von 1948-1949.

(Osteuropa 7/2003, S. 949–962)