Titelbild Osteuropa 4/2003

Aus Osteuropa 4/2003

Bevölkerungskrise in Rußland
Regionale Aspekte und sicherheitspolitische Implikationen

Jeronim Perović

Abstract

Rußland sieht sich mit dem Szenario einer demographischen Krise konfrontiert. Halten die gegenwärtigen negativen Trends an, dann wird Rußland, dessen Bevölkerung seit 1989 um etwa vier Millionen schrumpfte, bis 2016 nochmals ungefähr zehn Millionen Menschen verlieren. Eine solche Entwicklung hat nicht nur weitreichende Implikationen für die rußländische Wirtschaft und Gesellschaft, sie könnte auch den Zusammenhalt des Vielvölkerstaates bedrohen. Problematisch könnte die Situation für Rußland insbesondere im krisengeprägten Nordkaukasus und im dünn besiedelten Fernen Osten des Landes werden. Das Bewußtsein um die demographischen Probleme und deren Ursachen hat sich in Rußland in den letzten Jahren zwar geschärft. Der Umgang damit in der politischen Praxis zeugt allerdings noch immer von einer Haltung, die dazu tendiert, so heikle Problemfelder wie die rasante Ausbreitung von HIV/AIDS, den wachsenden Konsum von Drogen oder die hohe Abtreibungsrate zu tabuisieren oder zu ignorieren.

(Osteuropa 4/2003, S. 464–482)